Erstmals in Deutschland haben Ärzte des Kieler Universitätsklinikums die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen eines Patienten mit einer einmaligen Bestrahlung erfolgreich behandelt. Damit gehört der 78-jährige Kieler zu den wenigen Menschen auf der Welt, die diese Therapie genehmigt bekamen.

Der Patient war seit längerem wegen schwerer Herzrhythmusstörungen in der Klinik für Innere Medizin III bei Prof. Bonnemeier in Behandlung. Weil das Risiko eines plötzlichen Herztodes bei dem pensionierten Lehrer extrem erhöht war, wurden alle  Behandlungsregister gezogen. Doch die Erkrankung schritt voran. Schließlich löste der implantierte Defibrillator fast täglich aus. Ein Vorgang, der für den Patienten oft mit einer existenziellen Angst einhergeht und die Lebensqualität extrem einschränkt.

Transplantation oder Bestrahlung
„Für den Patienten schien nur noch eine Transplantation oder ein Kunstherz als Ausweg übrig“, erklärt Prof. Bonnemeier, stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der Abteilung für Elektrophysiologie und Rhythmologie. Doch dann las er Ende 2017 im New England Journal of Medicine von einer Fallstudie, bei der fünf Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen in den USA mit einer Bestrahlungstherapie erfolgreich behandelt worden waren. Bonnemeier kam zusammen mit dem Direktor der Klinik für Strahlentherapie, Prof. Dunst, zu dem Schluss, dass dieses Verfahren auch in bestimmten, sehr schwerwiegenden Fällen wie dem pensionierten Lehrer erfolgreich sein könnte.

Ethik-Kommission musste entscheiden
Da die Methode in Deutschland noch nicht zugelassen ist, musste die Ethik-Kommission einen „individuellen Heilversuch“ genehmigen. Monatelang haben die  Ärzte und ihre großen Teams dann die Bestrahlung vorbereitet. Am 30. November wurde der Patient im Karl-Lennart Krebscentrum eine halbe Stunde lang bestrahlt.

Seither hat der Defibrillator nicht mehr ausgelöst, es wurden keine lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen aus der Herzkammer im kontinuierlichen Monitoring mehr aufgezeichnet. Die Ärzte am Kieler UKSH wollen den Therapieansatz nun weiter verfolgen. Der Patient soll Weihnachten wieder zu Hause sein.

(Quelle: kn-online.de / Foto: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein)